Dies ist ein Beispiel über eine relativ begrenzte Anwendung für ein einzelnes Asset. Das britische Centre for Digital Built Britain (CDBB) hat sich darüber hinaus das Ziel gesetzt, die Schaffung eines nationalen digitalen Zwillings für die Bauindustrie voranzutreiben. Dieser verbindet einzelne digitale Zwillinge, die von Unternehmen des öffentlichen und privaten Bereichs erstellt wurden. Ein Ökosystem verbundener oder interoperabler digitaler Zwillinge eröffnet die Möglichkeit, einen noch größeren Mehrwert freizusetzen und Daten für das öffentliche Allgemeinwohl zu nutzen.
Interoperable digitale Zwillinge könnten dabei helfen, die Infrastruktur des Landes effektiver zu planen und zu verwalten. Dies wäre jedoch nur durch den sicheren Austausch von qualitativ hochwertigen, standardisierten Daten über Infrastruktur und Unternehmen hinweg möglich.
Mit diesem Ziel vor Augen arbeitet BSI mit dem CDBB zusammen, um eine Community rund um digitale Zwillinge zu schaffen und zu betreiben - genannt DT Hub - und um Diskussionen zwischen den Mitgliedern zu erleichtern.
"Das Potenzial ist enorm, aber um es zu erreichen, bedarf es einer Menge harter Arbeit", sagt Nick. Die Bedürfnisse der Mitglieder wurden evaluiert und dann anschließend die gemeinsamen Chancen und Herausforderungen für den DT Hub identifiziert sowie priorisiert. Die gemeinsam mit den DT Hub-Mitgliedern entwickelten Ideen werden in Zukunft in bewährte Verfahren und Standards einfließen.
Der DT Hub wurde im Oktober 2019 zunächst mit einer kleinen Anzahl von großen Infrastrukturakteuren wie Wasser-, Strom- und Verkehrsunternehmen, die wichtige physische Infrastrukturen besitzen und betreiben, sowie mit Städten und lokalen Behörden gegründet. Die Mitgliedschaft wird nun auf andere Stakeholder-Gruppen wie Zulieferer, Innovatoren und Branchenverbände ausgeweitet.
Der DT Hub wurde Ende März 2020 offiziell ins Leben gerufen und Hunderte von Unternehmen und Privatpersonen haben ihr Interesse bekundet, sich zu beteiligen. Es gibt einen starken Wunsch von den Mitgliedern einen größeren Nutzen zu schaffen, durch die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen.
Wir erleichtern die Aktivitäten durch ein Online-Portal sowie Webinare und Online-Veranstaltungen. Die Community will nicht alles von Angesicht zu Angesicht erledigen, sondern bevorzugt digitale Verbindungen, wo immer es möglich ist - etwas, das sich während des Covid-19-Situation als noch wichtiger erwiesen hat. Online zu arbeiten gibt uns mehr Flexibilität und beschleunigt die Entscheidungsfindung. Außerdem hilft es uns, eine Vielzahl von Stakeholdern mit ins Boot zu holen.
Der DT-Hub liefert einen Datenfluss verschiedener Ergebnisse, die als Grundlage für die Entwicklung von Best Practices und Standards dienen. All dies steht den Mitgliedern zum Lesen und Kommentieren zur Verfügung. Da die Mitgliederzahl der Community nach und nach steigt, wird sich der DT-Hub weiter entwickeln und weitere Erkenntnisse generieren.
Die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie rund um digitale Zwillinge entwickelt, und ihre Bedeutung für die Zukunft der nationalen Infrastruktur Großbritanniens haben dazu geführt, dass BSI einen anderen Ansatz der Normenentwicklung gewählt hat.
"Wir engagieren uns in einem viel früheren Stadium", sagt Nick. Alles beginnt mit einem leeren Blatt Papier, bei der Entwicklung der digitalen Zwillinge auf strategischer Ebene. Im DT Hub haben wir eine Diskussionen geführt, in denen wir Bereiche mit Chancen identifiziert und uns anschließend gefragt haben, was uns daran hindert, dorthin zu gelangen. Auf diese Weise konnte der Hub die Hindernisse für die Einführung der Digital Twin-Technologie im Bauwesen identifizieren. Wir haben diese in drei Themen gruppiert, die sich über verschiedene Sektoren erstrecken und Fragen aufwerfen, die beantwortet werden müssen. Diese können als grundlegende Aktivitäten gesehen werden, um ein größeres Verständnis und Vertrauen aufzubauen und eine schnellere Einführung von digitalen Zwillingen in der Zukunft zu unterstützen.
- Das erste Thema "Testen von digitalen Zwillingskonzepten" befasst sich mit der Frage: "Was sind digitale Zwillinge, was sind ihre wichtigsten Bausteine und wie können wir ein gemeinsames Verständnis entwickeln?". Dieses Verständnis ist unerlässlich, um digitale Zwillinge systematisch zu planen und voranzutreiben.
Der Hub hat die "Gemini-Prinzipien" des Centre for Digital Built Britain und dessen Definition von digitalen Zwillingen als Grundlage für die weitere Entwicklung übernommen und trägt dazu bei, weitere Vertiefung zu erreichen.
- Das zweite Thema "Kompetenzen für digitale Zwillinge" fragt: "Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und eine Kultur werden benötigt, um digitale Zwillinge erfolgreich zu implementieren?". Dies beinhaltet die Betrachtung von Kompetenzprofilen und möglichen Kompetenzrahmen.
Unternehmen, die im Bauwesen tätig sind, befinden sich in ganz unterschiedlichen Stadien bei der Einführung neuer Technologien. Indem sie sich mit den Kompetenzen auseinandersetzen, können Unternehmen erkennen, wo es Lücken in ihrer Kompetenzbasis und in ihrer Herangehensweise an die Förderung von Innovationen gibt, so ergibt sich die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun.
- Das dritte Thema ist "Pathway to value". Hier geht es um den Aufbau und den Austausch von Value Cases sowie um das Verständnis potenzieller Schritte auf dem Weg zu größerem Umfang und höherem Nutzen. Dazu gehört auch die Identifizierung der Anwendungsfälle mit dem größten Potenzial zur Wertschöpfung und der Austausch von Beispielen, wo dies heute bereits geschieht. Bei allen Themen schauen wir uns gemeinsam mit den Mitgliedern an, was man von anderen Unternehmen und Branchen lernen kann.
Unsere Erfahrung bei BSI, mit einer Vielzahl von Unternehmen zusammenzuarbeiten, ist hier sehr hilfreich, denn so können wir Erfahrungen aus anderen Branchen austauschen und herausfinden, wo es bereits Ansätze gibt, die auf digitale Zwillinge in der Bauindustrie angewendet werden können.
Investitionen in diesem Bereich können zu größeren digitalen Zwillingen und im Laufe der Zeit zu einem größeren Mehrwert führen - im Gegensatz zu vielen separaten Ansätzen, die zu einer Fragmentierung und einem geringeren Nutzen für alle Beteiligten führen können.
"Die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen, gilt auf der Ebene der einzelnen Unternehmen und auf nationaler Ebene", laut Nick. Es besteht ein klarer Bedarf an Interoperabilität, um Verbindungen zwischen digitalen Zwillingen zu ermöglichen, sowie eine breite Zusammenarbeit zwischen Organisationen zu fördern.
Damit verbunden ist die Frage, wie Kreativität und Innovation auf die richtige Art und Weise genutzt werden können, um Werte zu schaffen. Innovatoren kommen mit brillanten Ideen, aber die Frage bleibt, wie der Markt sie annimmt. Unternehmen fragen sich, wie beschaffe ich Geräte, wie erhalte ich die Fähigkeiten, sie zu nutzen und habe ich Vertrauen in sie? Der DT Hub bietet eine Plattform, um mit der Beantwortung dieser wichtigen Fragen zu beginnen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in BSI's Standards Outlook - Issue five veröffentlicht
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